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439/28
Königsberg. den
7.
Nov.
1759.

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Liebster Freund!

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Rubel
Das russische Besatzungsheer handelte und bezahlte Löhne in Rubel. Da Königsberg mit allerlei minderwertigen Münzen vor allem preußischer Provinienz überschwemmt war, wurde seit 1759 in mehreren Schritten die Umrechnungskurse neu zu bestimmen versucht.
Weil man mir bey HE.
Kade
in Rubel auszahlen wollen, habe nichts

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Sie
vll. die Firma von
Melchior Kade
angenommen. Ich sollte wieder ansprechen; ob Sie mir vielleicht mit einem

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Imperial
russische Goldmünze, zuerst unter Zarin Elisabeth 1755 geprägt (Vorderseite: Büste der Herrscherin; Rückseite: aus fünf Schilden gebildetes Kreuz mit Jahreszahl in den Winkeln), Wert: 10 Rubel.
HKB 167 ( I 441/12 )
Imperial
dienen könnten. Man hätte keine. Sie werden mit dem HE. Ältesten

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Johannigk
wohl ebenfalls Kaufmann
Johannigk, der artiger und gefälliger ist seinem Nächsten auch in Kleinigkeiten

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zu dienen wie ein reicher Holländer, deswegen reden. Meine häusliche

S. 440
Lebensart macht meinen Leib gegen jedes Lüftchen so empfindlich, daß der gestrige

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Gang mir einen starken Schnupfen zugezogen, und ich ganz flüßig zu Hause

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kam. Weil Sie daher mit nächster Post an HE
Wagner
schreiben wollen; so

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wäre es mir lieb, daß Sie ihn ersuchten von
Kade Comptoir
den
Imperial

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abzuholen,
falls er da gehoben werden soll, und kann
. HE Wagner wird

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dies gerne thun, und mir das Goldstück abgeben, da ich es alsdenn sicher

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zu befördern suchen werde. Einlage hat mir die Frau
Consistor.
R. zugeschickt.

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Ueberbringerinn ist so früh heute hier gewesen, daß ich nicht selbst mit ihr

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gesprochen. Ihre liebe
Mama
ist auf dem Lande und war so gütig mir noch den

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Tag Ihrer Abreise zu besuchen, und mit mir zu verabreden. Sie werden also

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so gütig seyn alles was von Briefen oder Sachen an Sie kommen soll an mich

12
zu
addressi
ren; ich werde alle mögl. Sorgfalt tragen.

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Philippe-Néricault Destouches
; vll.
Des Herrn Nericault Destouches, sämmtliche theatralische Wercke aus dem Französischen übersetzt
(2 Tle., Leipzig u. Göttingen 1756), vgl.
HKB 167 ( I 441/35 )
.
Von Joseph Andrews und der neuesten Uebersetzung des
Destouches
habe

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gleichfalls mit HE
Wagner
geredt. Er ist jetzt allein im Buchladen, weil

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Thorwald wenige Tage nach sn. HE. gleichfalls gestorben. Ich hoffe, daß beydes

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Joecks
vll. Pastor Josias Lorck/Joeck (1723–1785), Kopenhagen:
Beyträge zu der neuesten Kirchengeschichte in den dänischen Reichen und Ländern
hier seyn wird. Von Joecks Beyträgen ist ein dritter Theil hier, und von

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Eskuche der 20. Versuch. Wenn dem alten Pastor
R.
so viel an dieser Nachricht

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gelegen; so können Sie ihn Geliebtester Freund, damit dienen; auch mit den

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Büchern selbst, wenn er sie haben will.

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HE.
M. Kant
wird erst heute Ihren Brief erhalten, ich werde zu ihm gehen.

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Wir stehen so untereinander, daß ich bald
in
eine sehr nahe, oder sehr

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Der Student Schultz wird in
J.G. Lindners
Brief an
Kant
vom 20.10.1759 genannt, weil seine Eltern in Riga wissen wollen, ob er die verabredeten Seminare besucht (Kant: AA X, Briefwechsel 1759, Nr. 12, S. 16).
entfernte Verbindung mit ihm zu haben voraussehe. Er kennt keinen
Schultz

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unter seinen Zuhörern.

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Mein alter lieber Vater läßt Sie herzl. grüßen. Er hat sich zeither mit einem

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Husten geqvält, der ein wenig nachgelaßen, wobey er aber immer hat

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ausgehen können. Gestern Abend klagte er sehr, und wurde wieder mit einem

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Schleim den er nicht loß werden konnte, Wallungen nach dem Kopf und

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Stichen beschwert, daß er schon vor seiner gewöhnl. Zeit zu Bett gehen wollte.

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Er hielte sich aber auf, und hat heute Gott Lob! wieder ausgehen können. Er

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wird gewaltig engbrüstig, und der Othem wird ihm recht schwer. Gott wolle

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ihn stärken, und seinen Gnädigen Willen auch an ihm erfüllen!

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Ihre liebe Hälfte grüßen wir gemeinschaftl. aufs zärtlichste. Ich verbleibe

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Lebenslang Ihr ergebener Freund und Diener.

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Hamann.


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Adresse:

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à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie et / de belles

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lettres et Recteur du / College Cathedral de la Ville Imperiale de et/

38
à /
Riga
. / par
Couv:

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (47).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 504.

ZH I 439 f., Nr. 166.