250
216/13
Königsberg den
9
Jul:
63.

14
Herzlich geliebtester Freund

15
mit Petro
Lk 5,4f.
Diese Woche, habe mit Petro aus dem vorigen SonntagsEvangelio zu

16
reden, mein Netz ausgeworfen, und den Anfang gemacht auf der Kanzelley

17
des kneiphöfischen Rathhauses als
Volontair
zu arbeiten. – Ich bin mit dem

18
Anfange so zufrieden, daß ich Hoffnung habe diese Arbeit eine Zeitlang

19
fortzusetzen, ohne ihrer so bald überdrüßig zu werden. Eine Vorbereitung und

20
Einweyhung von dieser Art zu Geschäften ist mir höchst nöthig und nützlich. Sie thut

21
allen übrigen Absichten ein Genüge. Ich kann meine Neigung und Geschick mit

22
Gemächlichkeit auskundschaften, und der Versuch mit Tabellen, Rechnungen

23
v dergl. worinn ich zufälligerweise am meisten Gelegenheit gehabt mich zu

24
üben, macht mir meine Ahndungen und den darnach entworfenen Plan meiner

25
Weg hast Du allerwegen
Beginn der 4. Strophe von
Paul Gerhardts
Lied „Befiehl du deine Wege“
künftigen Lebensart ernsthafter als vormals. Weg hast Du allerwegen – –

26
Ich finde zugleich, daß meine Gemüthsruhe und Geschmack am studieren

27
mit dieser Zerstreuung zunimmt, und freue mich darüber. – An HE. Nicolai

28
habe diese Woche mit Gelegenheit geschrieben und ein Exemplar des

29
Mitauschen
Intermezzo
beygelegt, auch an Hofrath Michaelis nach Göttingen v

30
2 nach Hamburg an den
Corresp.
v. Nachr. zugleich abfertigen können.

31
HE Kanter hat ein Haufen fr. Sachen bekommen. Folgende 3 nur

32
Lettre d’un Theologien
Dufour,
Lettre d’un Théologien
angesehen.
Lettre d’un Theologien, ou il est demontré que l’on calomnie

33
grossierement St. Thomas quand on l’accuse d’avoir enseigné qu’il est quelque fois

34
permis de tuer un Tyran et d’avoir posé des principes contraires à

35
l’independance des Rois
v
la veritée vengée en faveur de St. Thomas par

36
Plaidoyer
Plaidoyer pour les jesuites de France, dans l’affaire du pere de La Valette. Pièce qui pourra servir de réponse au Libelle diffamatoire, qui a pour titre Essais sur le commerce des jesuites
(Paris: Cellot 1762). Autor nicht ermittelt.
St. Thomas meme.
beyde 762.
Plaidoyer pour les Jesuites de France dans

37
P. de la Valette
wohl
Antoine de La Valette
l’affaire du P. de la Vallette; Piece qui pourra servir de réponse au libelle

38
diffamatoire qui a pour titre: Essais sur le Commerce des Jesuites. à Paris
62.

39
ist vorzüglich vor jenen.

40
Journal des Dames
(Paris: Lacombe 1759–1778) Literaturzeitschrift von Charles-Claude-Florent de Thorel de Campigneulles (1737–1809) herausgegeben unter Mitarbeit von u.a. Jean-Charles de Relongue de La Louptière und Madame de Beaumer.
Hiernächst habe das
Journal des Dames
vom von den 61 v 62 Jahr

41
durchgelaufen.
Mr. de Campigneules
hat den Anfang gemacht, von dem noch

S. 217
einige Stücke nachher vorkommen v
Romanen
geschrieben. Er ist
Tresorier de

2
France à Lyon.

3
Mr. de Louptiere
Jean-Charles de Relongue de La Louptière (1727–1784); 1768 wurde in den „Poésies et œuvres diverses de Monsieur de la Louptiere“ eine „Analyse de Melcinoé“ veröffentlicht.
Mr. de la Louptiere
hat es vom
April
761. biß
Sept.
fortgesetzt auch eine

4
de Beaumer
Madame de Beaumer (1720–1766), Redakteurin des
Journal des Dames
von 1761–1763
Tragödie
Melcinoé
geschrieben. Mit dem
Octobr
hat es
Md
me
de Beaumer

5
angefangen; die Folge so weit ich sie gehabt geht biß
Sept.
762.

6
Die
Recensionen
der Bücher für das Schöne Geschlecht v von demselben

7
haben in diesem
Journal
den Vor
zug
trag. Ich habe einige

8
Frauenzimmernahmen ausgeschrieben.
M
me
Bellot
hat
reflexions d’une provinciale sur le

9
discours de Mr. Rousseau, Melanges de litterature anglaise, Observations

10
sur la noblesse; M
me
Benoit
ein
Journal en forme de lettres
v
mes

11
Bermann
NN de Bermann, Advokat am lothringischen Hof.
Discours qui a remporté le prix sciences, au jugement de la Société royale de Nancy en l’année 1761 (Est-il plus utile à notre siècle de faire des ouvrages de pure littératur que d’ecrire sur la morale?)
(Nancy).
Advocat
Das Vorwort der
Dissertation historique sur l’ancienne chevalerie et la noblesse de Lorraine
(Nancy: de Haener 1763) ist unterschrieben mit „De Bermann, Avocat à la Cour souveraine de Lorraine & Barrois“.
Principes. M
lle
Bermann
hat in Gesellschaft ihres Bruders, der als ein
Advocat

12
à la Cour souveraine de Lorraine
ein andermal vorkommt den Preiß erhalten

13
von der Akad. zu
Nancy
über die Frage:
le quel seroit le plus utile dans notre

14
Siecle d’ecrire des Ouvrages purement de belles-lettres ou de Morale?

15
M
me
de
Colombieres
hat
reflexions sur les causes des tremblemens de

16
terre; M
me
Fagnan
, Miroir des Princesses Orientales; M
me
Kéralio
eine

17
Uebersetzung von Gay’s Fabeln,
M
me
de
Lezé
Lettres de Julie à Ovide

18
geschrieben.
M
lle
Faulques
heist die Autorin des Thierkrieges, des
Abissai,

19
triomphe de l’amitié, Prejugés trop bravés et trop suivis, Contes du Serrail.

20
Die Briefe der Fanny Butler, Juliette Catesby, die
Histoire du Marqu. de

21
Cressy
sind von
Madame
Riccoboni
.

22
Graville […] ami des filles
Graville,
Ami de Filles
Sonst habe in diesem
Journal
noch gefunden, daß
Mr.
de Graville
den

23
l’homme vrai
Graville,
L’Homme vrai
Avantures galantes
NN Lancelin:
Aventures merveilleuses et galantes de Mahomet, prophète des Musulmans. Histoire secrète, traduite du persan
(Mecque 1761)
ami des filles
und
l’homme vrai
geschrieben.
Avantures galantes de Mahomet,

24
Prophete des Musulmans, histoire secrete, traduite du Persan
müßen auch

25
einige Aufmerksamkeit verdienen.

26
Les journées physiques
Devillers,
Journées physiques
Fontenellischen Gespräche
vll.
Fontenelle,
Entretiens sur la pluralité des mondes
Les journées physiques
scheinen eine Nachahmung der Fontenellischen

27
Gespräche zu seyn und der Fr. Gometz.

28
Les impostures innocentes
Querlon,
Les impostures innocentes
Les impostures innocentes ou les Opuscules de Mr *** I. Partie. à

29
Magdebourg
761. sind angekündigt als die
amusemens d’un homme de lettres

30
connu par la profonde condition et ses talens distingués,
von denen man

31
Psaphion […] Serpilla v Lilla und Ciname
Querlon,
Psaphion
mit Verlangen den 2 Theil erwartet. In diesem soll
Psaphion,
die Menschen

32
des
Prometheus, Serpilla
v
Lilla
und
Ciname
enthalten seyn.

33
Mr. du Puy
hat den Sophokles übersetzt und als ein
Supplement
zu

34
Brumoy Theatre
herausgegeben.
Mes dix-neuf ans
sind Poesieen von
Mr. de

35
Rozoi
,
der die Exemplare der letzten Theile dieses
Journals
mit sm Namen

36
v sr Hand unterschrieben auch den meisten Antheil mit
Mdme Beaumer
an der

37
Ausarbeitung zu haben scheint.

S. 218
Die Einrichtung dieses
Journals
hat nichts neues noch vorzügl.

2
Die
Memoirs pour servir à l’histoire de la vie et des Ouvrages de Mrs. de

3
Fontenelle et de la Motte, tirés du Mercure de France
756, 57 u. 58
et du

4
Dictionnaire de Moreri edit. de
759
par Mr. l’Abbé Trublet. Seconde Edit.

5
corrig. et augm. à Amsterd.
759. möchten vielleicht in ihre Bibliothek

6
gehören. Ist ihnen damit gedient, so bitte mir mit der ersten Zuschrift einen

7
Wink darüber aus, weil nur ein einziges Stück meines Wißens hier ist, und

8
vielleicht gar verschrieben. Im welchen Fall meine Vorsorge unzeitig wäre.

9
Der Artikel im
Morery
über
la Motte
ist vom Abt
Goiyet.
Weil ich gestern mit

10
Fontenelle
fertig geworden; so werde heute damit anfangen. Sie kennen den

11
sorgfältigen Sammler, und der kleinen Anecdoten,
bon-mots
und

12
Sonnenstäubchen wegen ist das Werk für die Kritik v den Geschmack brauchbar genug.

13
Dies sind die
brochir
ten Schriften; von den ungebundenen werde nächstens

14
reden. Commerells Predigten habe für mich behalten. Haben Sie Lust dazu

15
einen ehrl. nachdrückl. alten Deutschen über das Erste Buch Mose neben dem

16
Jesaias zu stellen; so melden Sie sich. Die Vorrede und 2 Probepredigten

17
haben mich für den Inhalt des gantzen Buchs so eingenommen, daß ich ihn

18
zu unsern Hausvorlesungen bestimmt habe.

19
Däntler
N.N. Däntler
Schultz
Johann Friedrich Schultz
, Schrift nicht ermittelt
Herr Däntler hatte Hofnung einen gewißen HE. Schultz zur aufgetragenen

20
beyden Magisters ... benachrichtigen wollen
gemeint ist wohl eine geplante Schrift von
Johann Friedrich Schultz
. Bezieht sich auf die Kontroverse Kant–Weymann über
Kant,
Der einzig mögliche Beweisgrund
. Vgl.
Weymann,
Bedenklichkeiten über Kants Beweis des Daseyn Gottes
.
Hofmeisterstelle zu überreden, der unsere beyden Magisters, den

21
demonstrativischen
und
bedenklichen
, von der Existenz gewißer Kleinigkeiten in ihrer

22
Denkungs- und Schreibart benachrichtigen wollen. Ich zweifele aber, daß es

23
zu Stande kommen wird. –

24
Ich wollte nach dem Eßen fortsetzen. Der Schlaf überfiel und beym

25
Aufwachen finde ich einen Besuch, der mich abbrechen läßt. Leben Sie wohl,

26
liebster Freund, Mein alter Vater empfiehlt sich und Ihrem GeEhrten Hause. Ich

27
liebe Hälfte
Marianne Lindner
umarme Sie und Ihre liebe Hälfte, und ersterbe nach herzl. Begrüßung des

28
HE Hinz Ihr ergebenster Freund,

29
Hamann.



S. 497
Handschriftliche Anmerkung von Johann Gotthelf Lindner am Rand

26
zu HKB 250 (II 218/28):

27
Lauson.

28
Wagner
17 fl.

29
Kulmus

30
Phil.
und
Baucis revocatur
bey
Hartkn.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (97).

Bisherige Drucke

Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 200 f.

ZH II 216–218, Nr. 250.

Zusätze fremder Hand

497/27
–30
Johann Gotthelf Lindner

Textkritische Anmerkungen

Der Brieftext wurde anhand der überlieferten Quellen (vgl. Provenienz) kritisch geprüft. Notwendige Korrekturen gegenüber dem in ZH gedruckten Text wurden vorgenommen und sind vollständig annotiert. Die in den beiden Auflagen von ZH angehängten Korrekturvorschläge werden vollständig aufgelistet, werden aber nur dann im Text realisiert, sofern diese anhand überlieferter Quellen verifiziert werden konnten.
497/25
–30
Handschriftliche […] Hartkn.]
In ZH im Apparat.