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GeEhrtester Freund,

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Ich schicke Ihnen den versprochenen Roman des
Marivaux,
den ich jetzt zu

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Ende gebracht v wünsche Ihnen viel Vergnügen bey Lesung deßelben. Des

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Franzosen Schreibart ist schwer zu übersetzen; v ich traue dieser Schrift

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ungleich mehr Schönheiten in der Grundsprache zu. Seine
Marianne
scheint mir

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aber doch biß auf die beyden letzten Bücher beßer zu seyn. Ich möchte Ihr

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Urtheil so bald wie mögl darüber hören, weil ich das Buch gern wiedergeben

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wollte. Sie werden daher fleißig seyn. Mein gestriger Spatziergang ist durch

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die schlechte Witterung v. durch beyliegendes Buch ausgeblieben. Vielleicht

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sprechen wir uns heute. Nach Anwünschung eines guten Morgens v. meines

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ergebensten
Compliments
bin der Ihrige.

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Hamann.

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.

ZH merkt zu den Briefen 85–102 an: Die Briefe, meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.

Bisherige Drucke

ZH I 218, Nr. 95.