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den 24 Febr. 1778

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Werthgeschatzter Herr Haman

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Ich kan unmöglich diese Schöne gelegenheit vorbey gehen laßen, ohne an

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Ihnen zu schreiben weil Ich Ihnen noch eine antwort schuldig Bin. Ich

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wünsche von Herzen das sie alle wohl währen, wie Ich hoffe das währe mir

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eine große Freude, für mich danke Ich dem Barmherzigen Gott wen es nur zu

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erleiden ist, und mein Man ist immer krank, Ich danke Ihnen herzlich für

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den Schönen Neu Jahrswunsch er kam mir zu einer Solchen zeit da Ich Eben

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großen trost nöthig hätte es heist aber bey meinen umständen hilft dir der

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Herr nicht, wo her sollen oder können dir menschen helfen, Gott wolle mir

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ferner beystehen mit seiner gnade, wie er so lange hat, so ergebe ich mich

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völlig in seine forsorge, mit der hoffnung, wen der wintter aus geschneyet Trit

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der schöne sommer ein also wird auch nach der pein wers erwarthen kan

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erfreuet, in dieser welt hoffe auf keine Freude, den ich bin zu leiden gebohren,

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wünsche nur das es den zweck an mir erreichen möchte, warum es mir Gott

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zuschickt, Schönster Freund Ich danke Ihnen viel 1000 mal für den Schönen

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Rahmen, Er ist recht wie Ich Ihn gewünscht habe, vergeben sie mir das Ich

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einwendung dawieder gemacht habe, Ehe ich Ihn sahe, es thut mir recht leidt

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das Ich Ihnen nicht das Bild habe mit geschickt, das sie es gesehen hätten,

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sie schmeicheln immer mit Hoffnung uns einmal zu ersuchen, den werden sie

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es sehen wie Ehrbar das es aussiht, es siht einem greiße ähnlicher aus als

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einem Jungen Mann, Ich muß mich nur Bloß am Bilde Behelfen aufs

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Perschönliche sehen, ist keine hoffnung, Ich muß auf hören sonst wird Ihnen die

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zeit lang zu lesen, aber noch eine bitte habe an Ihnen, sie sind so ungüttig

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und haben nicht geschrieben was vor den Rahmen komt, bitte also gehorsamst

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noch, das selbe zu melden, sonst darf Ich mir niemahl mehr die Freiheit

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nehmen Ihnen was auf zu tragen, der herr überbringer des Briewes hat schlechte

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Freude bei uns in Mohrung gehabt, weil er seinen Einzigen u zu gleich

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frommen Bruder verlohren, uns thut es herzlich leid u besonders mir, Ich habe

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an Ihm erfahren das es war sey ein aufrichtiger Freund in der nähe ist Besser

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als ein Bruder in der fremde, Ich werde Ihn so lange Ich lebe nicht vergessen,

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u unsre ganze stad Bedauret Ihn, O wen Ich so lauter und redlich gegen Gott

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u menschen währe so möchte mich Gott auch bald erlößen, doch Jesus

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allmächtige gnaden Hände sind noch nicht zu schwach uns sünder zu Bekehren

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u rechtschafne Leute aus uns zu machen,

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Schönster Freund Ich hoffe sie werden mich bald mit Einem Briefe von

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meinem L Bruder erfreuen welchen Ich sehnlich erwarthe: Ich Befehle sie

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und die Lieben Ihrgen In den Schutz des allmächtigen Gottes, nach Herzlichem

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gruß von mir und meinem L Man an sie alle

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Ich verbleibe Ihre aufrichtige

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Freundin C D Gilden Horn

Provenienz

Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 25.

Bisherige Drucke

ZH IV 12 f., Nr. 526.